Sylt - ein Hotspot für Gourmets

Die kleine Nordseeinsel ist mit drei Sterneköchen ein wahres Sterne-Eldorado. Allen voran Johannes King vom Restaurant des Söl'ring Hof in Rantum mit zwei Michelin-Sternen sowie die Küchenchefs Holger Bodendorf im Landhaus Stricker und Jens Rittmeyer im Hotel Budersand in Hörnum mit jeweils einem Stern. Die meisten der über 850.000 Besucher pro Jahr dürfte es allerdings in die anderen rund 300 Restaurants und Strandbuden ziehen. Ich als Hamburgerin habe das Glück, ruckzuck auf der Insel zu sein. Mit der Nord-Ostsee-Bahn oder per Auto in Verbindung mit dem Autozug ab Niebüll ist man schon in gut drei Stunden da. Das habe ich in den letzten Monaten gleich zweimal ausgenutzt und einige kulinarische Adressen unter die Lupe genommen. Hier meine liebsten Plätze, von List im Norden bis Rantum im Süden.
Gosch List
Das Gosch ist die nördlichste Fischbude Deutschlands. Ein Besuch in dem Kult-Imbiss gehört bei vielen Gästen zum Pflichtprogramm auf Sylt. Hier begann der Siegeszug der Gosch-Dynastie, die inzwischen sogar das Schwabenländle mit Delikatessen aus dem Meer begeistert. Die Thai-Nudeln sind ein Traum, auch für Nicht-Fisch-Fans wie mich.
LA Sylt
Wenn man erstmal den Weg durch die Dünen gefunden hat, möchte man hier gar nicht mehr weg. Die Lister Austernperle liegt etwas versteckt kurz vor der Ortseinfahrt und ist inzwischen gar kein so großer Geheimtipp mehr. Mit schönstem Blick auf das Watt schlemmen Sie in der kleinen Bude für Sylter Verhältnisse für relativ wenig Geld. Erst eine Currywurst und dann über die Holztreppe zum Strandspaziergang aufbrechen: herrlich!
Gogärtchen

Etwas nobler geht es im Kampener Strönwai zu. Hier flaniert die Schickeria auf der sogenannten Whiskymeile mit Luxusboutiquen wie Louis Vouitton, Tod’s und Burberry. Allesamt in schnuckeligen Reetdach-Häusern, man passt sich schließlich an. Für einen Pre-Dinner-Drink haben wir uns für die Bar im Gogärtchen entschieden. Wir ergatterten gerade noch das letzte Tischchen. Getrunken haben wir einen Moscow Mule mit Vodka, Ginger Beer und Limettensaft. Beim Preis von 15 € hatten wir eigentlich die traditionelle Darreichung in einem Kupferbecher erwartet. Geschmacklich war es trotzdem fabelhaft. Beim Eintreten konnten wir auch einen kurzen Blick auf das Restaurant erhaschen. Neben dem mit friesischen Kacheln dekorierten Ofen lässt es sich sicherlich auch sehr gemütlich den Abend verbringen.
Kupferkanne
Ebenfalls in Kampen, aber diesmal zur Wattseite hin, befindet sich eine der idyllischsten Adressen der Insel für einen gemütlichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen: die Kupferkanne. Eingebettet in einen Kiefernwald mit Blick auf das Watt befindet sich das mit Moos und Gras bewachsene, halb in der Erde versunkene Häuschen. Im zweiten Weltkrieg diente es als Flakbunker. Draußen sitzen Sie im Schatten der Bäume in dem bezaubernd verwinkelten Garten. Nicht minder labyrinthartig ist es im Inneren. Besuch unbedingt empfohlen: der täglich in der hauseigenen Backstube gebackene Kuchen ist sensationell.
Web Christel
In friesisch-gemütlicher Atmosphäre dinieren ihr im Restaurant Web Christel in einem kleinen süßen Reetdachhaus. Seit über 30 Jahres zählt es zu den traditionsreichsten Sylt-Adressen. Der Klassiker: Kalbsleber Berliner Art mit Portweinsauce und Kartoffelpüree.
Café Wien

Schokoladenfans aufgepasst: im Café Wien gibt es über 300 Sorten handgeschöpfte Schokolade. Man ist schon fast überfordert, wenn man seinen Blick über das riesige Regal voll von Tafeln schweifen lässt. Man findet neben den Klassikern vor allem ausgefallene Sorten wie Papaya-Vollmilch, Lakritz oder Olivenöl-Zartbitter. Bei jedem Besuch wandert auch immer ein Glas Syltella in meiner Einkaufstasche. Der Nuss-Nougat-Aufstrich ist ein tolles Mitbringsel. Nebenan gibt es auch die leckersten Kuchen. Mein Favorit: Himbeer-Torte mit ganz viel frischen Früchten auf Mascarpone-Creme, der Mürbeboden ist mit weißer Schokolade bestrichen. Ein Gedicht!
Osteria

Zugegeben, ich war schon etwas skeptisch. Ein italienisches Campingplatz-Restaurant mit seltsam zusammengewürfeltem Interieur, als Highlight ein Baum mitten im Restaurant und grimmig dreinschauende Fantasie-Gestalten. Ich wurde eines Besseren belehrt: Bei wirklich sehr freundlichem Service isst man in der Osteria super leckere mediterrane Speisen. Meine Pizza Salami war übertellergroß und hat köstlich geschmeckt. Reservierung empfohlen, wenn nicht sogar erforderlich.
Gosch am Kliff
Wie eine Welle wurde 2012 das Restaurant Gosch am Kliff in Wenningstedt in die Dünen gesetzt. Am Abend ist das im typischen Gosch-rot angestrahlte Bauwerk schon sehr imposant. Weniger begeistert war ich vom Erlebnis an sich, was vielleicht auch an meinen Erwartungen lag. Aus einem angedachten gemütlichen Abend wurde ein ständiges Aufstehen und Hinsetzen von meinen drei Begleiterinnen und mir. Service gibt es dort eigentlich nur zum Abräumen. Man bestellt sein Essen am Counter und bekommt dafür einen Beeper mit an die Hand. Getränke werden an einem weiteren Tresen in Auftrag gegeben. Je nachdem, was man sich als Gericht ausgesucht hat, ertönten unsere Beeper mal früher und mal später. Ein gemeinsames Essen fast unmöglich, einer von uns vieren war eigentlich immer irgendwo unterwegs. Das Essen ist jedoch wie auch in List sehr zu empfehlen und für einen kurzen Mittagssnack komme ich in jedem Fall wieder.
Sansibar

Nach zahlreichen Syltreisen habe ich mich dieses Jahr das erste Mal zu einem Besuch der Sansibar überreden lassen. Der Schickimicki-Ruf eilt der berühmtesten Strandhütte Deutschlands ja leider etwas voraus. Bei unserem Nachmittagsbesuch war ich ehrlicherweise positiv überrascht: gemütlich, idyllisch und eine wirklich sehr leckere Küche. Klar, wenn man seinen Tisch über die Nebentische schweifen lässt, sitzt hier nicht immer nur der Otto Normalbürger. Abends nimmt die High-Society-Dichte wahrscheinlich nochmal zu, wenn man überhaupt einen Tisch bekommt. Aber alles in allem: Für ein leckeres und auch üppiges Stück Apfelkuchen mit Sahne für 5 € komme ich gerne wieder. Am Nebentisch habe ich einen Blick auf einen Burger mit Süßkartoffel-Pommes werfen können, das sah auch köstlich aus. Beeindruckend: In einem Gewölbe unter der Holzhütte lagern mehrere zehntausend Flaschen Wein im Millionenwert. Die teuerste Position der Weinkarte im Romanformat: eine Flasche Port von 1892 für 10.000 €. Die wurde auch bereits schonmal verkauft, verriet mir der Kellner. Na denn. Für Kinder gibt es einen kleinen Abenteuerspielplatz mit Bobbycar-Rennstrecke.