Sydney - Tipps einer Einheimischen
Unsere Kollegin Niamh Walsh ist zwar in Irland aufgewachsen, kann aber in der Zwischenzeit Sydney ihr Zuhause nennen und wollte ihre Geheimtipps über die australische Stadt mit uns teilen.
Wieso sollte man Sydney besuchen?
Es ist die Kombination aus Sonnenschein und Strand. Wir haben durchschnittlich 236 Sonnentage im Jahr und mehr als 100 Strände und Buchten, nur in der Stadt; das gibt mir fast ein fortwährendes Urlaubsgefühl. Sogar im Winter sinken die Temperaturen selten unter 10 Grad und die meist nur kühlen Tage sind dann perfekt für Küstenwanderungen und Nationalparks. Falls Sie aber hier her kommen, bringen Sie unbedingt Sonnencreme mit – die Touristen hier erkennt man am einfachsten an ihrer krebsroten Haut.
Was sollte ich mir als erstes in der Stadt anschauen?
Das Sydney Opera House; nicht ohne Grund ist es eines der berühmtesten Gebäude der Welt. Mich fasziniert es immer noch jedes Mal, wenn ich es sehe. Außerdem hat man hier (praktischerweise) auch einen wunderbaren Blick auf die zweitbekannteste Attraktion der Stadt – der Sydney Harbour Bridge. So kann man zwei Hotspots auf einmal von der Liste streichen. Für die beste Ansicht lohnt es sich außerdem eine Fähre vom Circular Quay zu nehmen oder ein Picknick im Royal Botanic Garden zu machen.
Welche Touristenfalle sollte ich vermeiden?
Bondi Beach ist unser Time Square; gehen Sie einmal hin, streichen Sie ihn von der Liste und vermeiden Sie ihn, außer es ist unbedingt notwendig. Der Strand ist überfüllt, schwer zu erreichen und wie ich ja oben schon erwähnt habe, es gibt viele noch schönere Strände, die man stattdessen besuchen kann. Versuchen Sie Bronte, ein Vorort weiter, oder fahren Sie in den Norden nach Manly, der Strand, der bei den TripAdvisor Traveller’s Choice Awards zum zweitbesten Australiens dieses Jahr gewählt wurde.
Was ist dein liebster Ort, den Touristen nicht kennen?
Cockatoo Island. Es ist eines von nur zwei UNESCO Weltkulturerbe-Stätten und ist in weniger als 15 Minuten mit der Fähre vom Stadtzentrum zu erreichen. Von dort hat man mitunter die beste Aussicht auf die Harbour Bridge und die Skyline. Ursprünglich war es eine Siedlung für Strafgefangenen und eine Erziehungsanstalt im 18. Jahrhundert. Später, im 19. Jahrhundert, wurde es zu einer Schiffswerft umfunktioniert und als dieses dann auch bis 1991 geführt. Heute ist es nur noch eine Touristenattraktion, obwohl Angelina Jolie in 2013 einen Teil ihres Filmes “Unbroken” auf der Insel gedreht hat. Man kann die Insel einen Tag besuchen, übernachten oder auch eines der alten Häuser oberhalb mieten. Mein Tipp? Im Sommer hat eine Bar ganz oben auf der Insel geöffnet, von wo man einen Blick über den ganzen Hafen hat. Fahren Sie am nachmittag rüber, nehmen Sie Sich dort einen Drink auf der Terrasse und genießen den Sonnenuntergang über der Stadt.
Was kann man nur in deiner Stadt machen und nirgendwo sonst?
Im Winter kann man vormittags Skifahren gehen und am Nachmittag zum Surfen. Die Snowy Mountains sind ungefähr sechs Stunden von Sydney entfernt, wo man im Juli und August genug Neuschnee hat. In Sydney selbst dagegen kann das Thermometer dann durchaus noch bis auf 20 Grad klettern. Es gibt wohl kaum viele Plätze in der Welt, wo man das ohne ein Flugzeug machen kann.
Was ist das merkwürdigste an deiner Stadt?
Wahrscheinlich wie sich die Tierwelt so nahtlos mit der Stadt vermischt. Die meisten Leute erschrecken, wenn sie durch den Hyde Park gehen und ein Ibis (ein großer, hässliche, dinosaurierähnlicher Vogel) spaziert ganz beiläufig an ihnen vorbei. Man kann auch regelmäßig Haie, Robben und Wale im Hafen sehen und es ist definitiv auch nicht schwer Kakadus, Papageien oder Fledermäuse zu entdecken. Und Spinnen… so viele Spinnen.
Wenn ich nur ein Getränk/Essen in deiner Stadt probieren soll, welches sollte es sein?
In Australien gib es den besten Kaffee der Welt, egal was irgendjemand sonst behauptet. Es gibt nur sechs Starbucks in der gesamten Stadt; das zeigt wie ernst es wir mit unserem Kaffee nehmen. In jedem Vorort findet man findet man ein besseres Café als in dem davor. Long black, flat white, soy cappuccino mit extra Schaum; für unsere Baristas ist nichts zu kompliziert. Die Meisten Läden sind inhabergeführt und viele davon rösten ihre Bohnen selbst vor Ort. Suchen Sie einfach nach dem mit der längsten Schlange, der hat dann auch den besten Kaffee.
Was ist dein Lieblingsrestaurant und warum?
Das Grounds of Alexandria hat am Wochenende eine Wartezeit von einer Stunde für einen Tisch, aber ich gehe gerne dort fast jedes Wochenende zum Brunch hin. Das kuriose Restaurant ist einer der Orte in Sydney, der am öftesten auf Instagram auftaucht. Warum ist einfach: Der Garten ist ein wie gemalter, bäuerlicher Außenbereich und das Zuhause für Kevin Bacon, das Schwein (kein Witz; er lebt dort). Hier bekommt man frisches Obst, Backwaren, Nüsse und Säfte. Es gibt eine zwanglose Bar in der Art von The Potting Shed, das ursprüngliche Café mit den saisonalen Menüs und dem selbstgerösteten Kaffee lebt dagegen eine andere Philosophie.
Wo sollte ich abends für einen Drink hingehen?
Sydney führte 2013 die sehr umstrittenen “lockout laws” ein. Seitdem dürfen alle Bars im Stadtzentrum ab 1.30 Uhr keine neuen Gäste mehr rein lassen und dann um 3 Uhr müssen alle Gäste das Lokal verlassen. Deswegen wurde das Trendviertel Newtown, ungefähr 20 Minuten vom Zentrum, der neue Ort, um sich ins Nachtleben zu stützen. Es gibt eine Vielzahl an kleinen Bars, klassischen Pubs wo man meist noch bis in die frühen Morgenstunden bedient wird. Meine persönliche Empfehlung ist Bloodwood, wenn man auf etwas Ruhigeres aus ist oder Courthouse Hotel für eine lebhaftere Atmosphäre.
Was ist der eigenartigste Ort?
Q Station in der Nähe von Manly is ziemlich merkwürdig, hauptsächlich weil die jetzt sehr beliebte Hochzeitslocation früher Mal eine Quarantänestation war. Hier wurden im 18. Jahrhundert tausende Immigranten untergebracht, bei denen man Krankheiten vermutete. Angeblich spukt es dort und es gibt regelmäßig Geistertouren oder man kann sogar übernachten.
Was sollte man niemals zu einem aus Sydney sagen?
“Ich mag Melbourne lieber.” Auch wenn man sich es denkt, sagt es nicht. Nichts ärgert einen Sydneysider mehr als mit dieser Stadt im Süden verglichen zu werden. Sydney hat die schöneren Strände, aber Melbournes Einkaufsmöglichkeiten sind herausragend. In Sydney ist es wärmer, in Melbourne gibt es die besseren öffentlichen Verkehrsmittel. Die beiden Städte kämpften beide so lange darum Hauptstadt zu werden, das schließlich die Regierung dazwischen Canberra gründete - und keiner mag Canberra!
Kennst du eine Tatsache über deine Stadt, die man wahrscheinlich nicht weiß?
Niemand hier drinkt wirklich Foster’s. Wir exportieren es hauptsächlich und behalten das gute Zeug wie Tooheys, SuperDry and One Fifty Lashes für uns selbst.
Was gefällt dir am besten an deiner Stadt?
Der Lebensstandard ist wirklich gut; das gute Wetter scheint die Menschen hier generell glücklicher zu machen und jeder ist aktiver und geselliger. Die Wirschaft boomt hier zurzeit, das hilft auch.
Und am wenigsten?
Weihnachten ist bei 40 Grad einfach nicht dasselbe. Weihnachtslieder und –lichter sind einfach nicht so schön, wenn es bis 22 Uhr hell ist und erst die Fernsehwerbung, wo der Weihnachtsmann auf dem Surfboard ankommt.