Wie wir Overcrowding vermeiden
Wir lieben das Gefühl, an einem anderen Ort zu sein, weit weg von unseren Verpflichtungen und unserem Alltag. Wir lieben es, Trends hinterherzujagen und nächste Reiseziele auf Instagram zu recherchieren. Und wir lieben es, uns woanders so ganz zu Hause zu fühlen. Ist das manchmal zu viel des Guten?
Die Auswirkungen der wachsenden Tourismusströme tragen schon einen eigenen Namen. „Overtourismus” oder auch „Overcrowding” beschreibt, wenn eine Destination von zu vielen Besucher/-innen gleichzeitig aufgesucht wird und sich daraus negative Effekte für Umwelt, Anwohner und auch Touristen ergeben.
In der Tourismusbranche selbst ist der Begriff schon lange ein Thema. In die Medien und in den allgemeinen Sprachgebrauch hat es der Begriff im Sommer 2017 geschafft, als die Bewohner/-innen von betroffenen Städten in Form von Protesten und Social-Media-Posts auf die Auswirkungen in ihrer Heimat aufmerksam machten.
Die gute Nachricht: Wir können etwas tun! Wir, das sind die Touristinnen und Touristen, aber auch die Reiseveranstalter, die Fluglinien, die betroffenen Destinationen selbst. Gemeinsam können wir etwas verändern.
Was ist eigentlich „Overcrowding”?
Einfach gesagt, passiert „Overcrowding”, wenn ein Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt von zu vielen Besuchern aufgesucht wird und die negativen Folgen nicht mehr beherrschbar sind. „Zu viel” mag zwar schwer in einer Zahl zu fassen sein, wird aber verständlich, wenn man von den Folgen spricht: schnell steigende Mietpreise, unkontrollierter Müll auf Straßen oder Stränden, Wildleben, das vertrieben wird. Wenn die Touristen selbst schon vor lauter Menschen die Sehenswürdigkeit, die sie gerade besichtigen wollen, nicht mehr sehen können, ist das „Overtourism” oder „Overcrowding”. So wie eine Million ankommende Touristen ein Problem für Großstädte darstellen können, sind zweitausend Touristen für einen ländlichen Ort ebenso eine Herausforderung.
Wie kommt es zu „Overcrowding”?
Wie in den meisten Lebensbereichen gibt es auch im Tourismus Trends. Diese werden über Werbung und Social Media kommuniziert und laden ein, Orte zu besuchen. Dazu kommt, dass sich für eine bestimmte Jahreszeit bestimmte Destinationen einfach besonders gut eignen – im Sommer möchte man ans Meer, im Winter auf die Piste. Dubrovnik ist ein gutes Beispiel für mediengetriebene Trends. Aufgrund der beliebten „Game of Thrones“-Serie ist die kleine Küstenstadt zu einem noch beliebteren Reiseziel geworden.
Und die Lösung …
Auch die hat einen Namen: „responsible tourism” oder auch „nachhaltiger Tourismus.”
Was einfach klingt, ist es auch. Nachhaltiger zu reisen bedeutet schlichtweg, sich der Auswirkungen, die das Reisen auf Umwelt und Menschen hat, bewusst zu sein und möglichst schonend mit Ressourcen umzugehen.
Laut einer Umfrage von Travelzoo sind sich mehr als 61 % der Deutschen bewusst, dass Reisen der Umwelt schaden kann. Ebenfalls mehr als die Hälfte der Befragten wäre bereit, ihr Reiseverhalten zu verändern, um dem „Overcrowding”-Trend entgegenzuwirken.
Was kann ich als Tourist tun?
Wenn du an einem neuen Ort ankommst, wirst du Teil des Ortes. Wohin du gehst, was du machst, wofür du Geld ausgibst und mit wem du sprichst: All das macht einen Unterschied!
Als Konsument kannst du mehr erreichen, als du oft meinst und eine ganze Industrie zum Umdenken bringen. Keine Sorge, niemand erwartet, dass du von nun an komplett auf Flugreisen verzichtest oder nur mehr einmal im Jahr verreist! Schon kleine Veränderungen können Großes bewirken:
- Slow-Travel statt Weekend-City-Trip: Nichts spricht gegen einen Wochenendbesuch in der Stadt nebenan. Aber gerade bei weiter entfernten Zielen zahlt es sich aus, länger vor Ort zu bleiben. Zum einen relativiert sich dadurch der Reiseaufwand und zum anderen hat man so die Möglichkeit, den Ort auch wirklich kennenzulernen.
- Nebensaisons nutzen: In den Randmonaten sind viele Reiseziele weniger überfüllt. Das ist angenehmer für dich und entlastet die Destination. Ein netter Nebeneffekt: In der Nebensaison zahlt man meist weniger. Es ist also auch gut für den eigenen Geldbeutel. Das ist einfach umzusetzen, denn die Angebote von Travelzoo sind zum Großteil Angebote für die Nebensaison.
- Respektvoll mieten: Achte darauf, bei der Auswahl von privaten Unterkünften auf lizenzierte und legale Angebote zu setzen. So kannst du mithelfen, dass der örtliche Wohnraum auch für die Einheimischen verfügbar bleibt.
- Umweltbewusst reisen: Es gibt immer mehr Angebote an nachhaltigen Hotels und Unterkünften. Auch die Anreise kann durch öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing etc. ressourcenschonend gestaltet werden. Travelzoo arbeitet dazu mit Partnern wie bookitgreen.
- Auf Flugreisen verzichten: Ist natürlich kein Muss, aber gerade Orte im Nachbarland lassen sich oft sehr angenehm mit dem Zug oder Bus erreichen. Die Fahrt ist zwar länger, aber auch viel spannender. Man lernt Leute kennen und kann die vorbeiziehende Landschaft genießen. All das bleibt im Gedächtnis und macht den Urlaub noch wertvoller. Die Umfrage von Travelzoo hat gezeigt, dass 70 % der Deutschen bei Kurztrips bereit sind, auf ein Flugzeug zu verzichten.
- Handarbeit statt Souvenirshop: Mit jedem gekauften Mitbringsel oder Erinnerungsstück kannst du die regionale Wirtschaft unterstützen. Geh die kleinen versteckten Gassen ab und mache dich auf die Suche nach den traditionellen Dingen. Lass dich dabei von Locals beraten. Versteckte Schätze gibt es überall.
- Alternativen suchen: Wie wäre es mit einem Ort, an dem du noch nie gewesen bist, von dem du vielleicht sogar gerade erst gehört hast? Trau dich auch, an dir unbekannte Orte zu reisen. Dir selbst gibst du damit die Möglichkeit, etwas Besonderes zu erleben, und den überfüllten Orten bringt es Entlastung. Lass dich zum Beispiel von Travelzoo zu neuen Reisezielen inspirieren! Jeden Mittwoch um 11 Uhr flattern die Top 20 in dein E-Mail-Postfach. Das Travelzoo-Team empfiehlt dir nur handverlesene Angebote.
- Respektvoll mit Mensch und Natur umgehen: Nimm örtliche Sitten und Bräuche wahr und orientiere dich an ihnen. Erwarte nichts, das du zu Hause erwarten würdest. Begegne jedem und allem auf Reisen so respektvoll, wie du es dir von deinen eigenen Gästen wünscht.
Bewusstes Reisen hilft nicht nur, „overcrowding” zu reduzieren, sondern wird dir auch die Möglichkeit schenken, dich besser auf deinen Urlaubsort einzulassen, ihn und seine Menschen kennenzulernen und echte Erlebnisse mit nach Hause zu nehmen. Diese sind sowieso viel wertvoller als Dinge.
Was kann noch getan werden?
Als Touristen können wir das Unsere tun, aber um die große Veränderung zu schaffen, braucht es das Mitwirken von allen Seiten. Auch Reiseveranstalter und Destinationen müssen umdenken und den Erhalt von Natur und Kultur priorisieren. Reiseveranstalter sollten bewusst auf Hauptsaisons und stark belastete Orte hinweisen und Alternativen aufzeigen. Laut Travelzoo-Umfrage wünschen sich das die Konsumenten auch. Bereits die Wahl der Anreise kann eine tragende Rolle spielen.
Es kann viel getan werden. Gemeinsam geht das!
Herausforderung angenommen?
Quellen:
- Loving the World to Death: The Good, Bad, and Ugly of Overtourism, 30. Oktober 2018 (Stand am 24.02 2019), https://www.cntraveler.com/story/loving-the-world-to-death-the-good-bad-and-ugly-of-overtourism
- Overtourism: too much of a good thing, 21. Dezember 2019 (Stand am 22.02.2019), https://www.nationalgeographic.com/travel/features/overtourism-how-to-make-global-tourism-sustainable/
- Can the world be saved from overtourism? 3. Oktober 2018 (Stand am 22.02.2019), https://edition.cnn.com/travel/article/overtourism-solutions/index.html
- Travelzoo Umfrage: Weniger ist mehr! Jeder zweite Deutsche würde ein alternatives Reiseziel ansteuern