Mit Delfinen schwimmen: Zu Gast bei Flipper

02.08.2015
Es war früh. Und dämmerte noch. Der Regen lief mir übers Gesicht, brachte jedoch keine Abkühlung. Voller Vorfreude blickte ich gespannt in Richtung Meer, während ich meine nackten Füße in den Sand vergrub. In den strahlend weißen Korallensand von Sansibar.

Mitten in der Regenzeit stand ich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe an einem Fischerhafen im Süden der Insel. Oder besser gesagt an einem Strandabschnitt bei Kizimkazi, an dem mehrere Fischerboote das Ufer säumten. Drei Frauen mit langen Gewändern und Kopfbedeckung liefen aus Richtung der Boote an mir vorbei – mit finsterem Blick und je einem halben Meter großen Fisch in jeder Hand.

„Jambo“, rief ich ihnen entgegen. Und „Jambo“ riefen sie zurück. Freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen. Ein kleiner Gruß in der Landesprache, der viel bewegte.

Als der Regen stärker wurde, stellten wir uns dichter an die Felswand. Von Tide und Ebbe gezeichnet, bot sie uns einen kleinen steinernen Unterstand. Neben meinen Füßen huschte etwas vorbei. Strandkrabben – Dutzende von ihnen. Wie es sie überall an Sansibars Stränden gibt. Doch mein Blick wandte sich von den Scherentieren ab in Richtung Meer, wo ich bereits nach Rückenflossen Ausschau hielt. Doch alles was ich sah, war unser Reiseführer, der vor einem der kleinen Boote mit Außenborder stand und wild gestikulierend mit einem Fischer sprach.

Sehr professionell sollte dieser Ausflug in Flippers Welt sein. Und die Boote besser im Schuss als gedacht, das hatte mir ein deutscher Tourist im Hotel erzählt. Ein solches Boot konnte ich am ganzen Strand jedoch nicht entdecken. Endlich: Unser Reiseführer winkte uns heran. An das kleine Boot mit Außenborder, zwei schmuddeligen Sitzplanken und Wasser in der Bilge. Es roch nach Fisch.

In einem kleinen Boot mit Außenborder gehts aufs Meer hinaus.

Auf zu den Delfinen

Mit Bikini, Kamera und Schnorchel bewaffnet jagten wir wenige Minuten später übers offene Meer. Den Blick stets auf die Wasseroberfläche gerichtet. Von oben prasselte der Regen. Von unten schwappten vereinzelte Wellen über die Bordwand. Und dann war die erste Flosse in Sicht. „Delfine“, riefen alle sechs Insassen gleichzeitig. Die Kameras wurden gezückt. Aber die Delfine waren schon wieder verschwunden. Wir jagten weiter. Weiter aufs Meer, wo wir ein zweites Fischerboot mit Touristen antrafen. Der Kapitän des Bootes zeigte in die Richtung, aus der wir gerade kamen. Und wir fuhren ein Stück gemeinsam zurück. Dann eine scharfe Linkskurve. Unser Boot wechselte erneut die Richtung. Die anderen jagten geradeaus weiter.

Kurze Zeit später sahen wir wieder Flossen aus dem Wasser ragen. Mindestens ein Dutzend. „Jetzt!“, rief unser Kapitän. „Jetzt was?“ – „Ins Wasser mit euch.“ – „Wie?“, fragte ich. „Spring!“ Ich sprang. Ins offene Meer zu den Delphinen.

Im Wasser setze ich mir Schnorchel und Maske auf. Und sah nix. Bis plötzlich ein Schatten vorbeihuschte – mehrere Meter unter mir am Meeresboden. Ich schwamm dem Schatten hinterher. Er war verschwunden. Dann ein zweiter. Viel dichter. Und plötzlich schwamm ein Delfin einen Meter neben mir vorbei. Mir stockte der Atem. Wieder suchte ich den Meeresboden ab und konnte gleich mehrere graublaue Delfine erkennen. Alle um die zwei Meter groß. Einer schwamm direkt auf mich zu.

Auf dem Meeresgrund tummeln sich gleich mehrere Delfine.

Einen Meter unter mir stoppte er ab und trieb wie eine Seenadel direkt unter mir, den Kopf nach oben gerichtet. Er schaute mir ins Gesicht. Und ich schaute zurück. Völlig gebannt und mit angehaltenem Atem. Mehrere Minuten trieben wir so im Wasser – regungslos. Bis die Neugier des Delfins gestillt war und er sich zu seinen Artgenossen tummelte. Ein paar Minuten blickte ich ihm noch hinterher. Dann waren sie wieder verschwunden.

Unbeschwert und glücklich

Ob ich diesen Ausflug mitten in der Regenzeit noch einmal unternehmen würde? Ja. Vermutlich hatten wir nur so eine Chance, ein paar der rund 150 Delfine vor der Küste Sansibars so entspannt zu erleben. Bei zwei Booten und doppelt so vielen Touristen hätte es vielleicht schon anders ausgesehen. Bei zehn Booten und hunderten Touristen mitten in der Hauptsaison sicherlich.

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