Kolumbien – die Perle Südamerikas

14.03.2016

Unsere Reisepläne für Kolumbien waren für Familie, Freunde und Kollegen nicht so ganz nachvollziehbar. Die Reaktionen reichten von "wieso das denn?" über "passt gut auf euch auf!" bis hin zu scherzhaft-ängstlichen Lösegeldfragen für den Fall, dass wir entführt werden.

In den Köpfen der Deutschen ist Kolumbien leider immer noch mit rigorosen Drogenkartellen und einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt verankert. Aber wir ließen uns von unseren Reiseplänen nicht abbringen – und das war gut so! Ende November 2015 ging es schließlich für drei Wochen auf Rucksack-Tour durch das Land. Meine Eindrücke und Tipps möchte ich hier mit euch teilen.

Zunächst ein paar Daten und Fakten

Kolumbien ist etwa dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur knapp 50 Millionen Einwohner. Drei große Gebirgsketten durchziehen das Land. Jahreszeitliche Temperaturschwankungen gibt es kaum, je nach Höhenlage variiert das Klima jedoch enorm. Während die kühlsten Städte, zu denen auch die Hauptstadt Bogotá gehört, nur auf einen Jahresdurchschnitt von etwa 14 Grad kommen, fallen die Temperaturen im karibischen Norden kaum unter 25 Grad. Regenzeit ist im April und Oktober. Die Amtssprache ist Spanisch, Englisch sprechen nur wenige Leute.

Budget

Das Land gehört zu den günstigsten Reisedestinationen Südamerikas. Ein Euro entsprach während unserer Reise etwa 3300 kolumbianischen Pesos. Für eine Nacht im Hostel kann man umgerechnet mit acht bis zwölf Euro im Mehrbettzimmer und zwölf bis 15 Euro im Doppelzimmer rechnen. In Bogotá und Cartagena sind die Unterkünfte etwas teurer. Für eine zehnminütige Taxifahrt zahlt ihr drei Euro, für eine Hauptspeise in einem einheimischen Lokal zwei bis fünf Euro. In touristischen Lokalen manchmal aber auch das Doppelte. Gerade bei Taxis und Straßenverkäufern gilt: handeln, handeln, handeln! Nicht selten lässt sich noch die Hälfte  des Preises herausschlagen.

Verkehrsnetz

Busse sind das Verkehrsmittel Nummer eins in Kolumbien

Wir entschieden uns für den Bus als Fortbewegungsmittel. Da es in Kolumbien so gut wie keinen Schienenverkehr gibt, ist das Netz an Fern- und Ortsbussen sehr gut ausgebaut. Geduld und Gelassenheit sollte man jedoch mitbringen – Verspätungen aufgrund von Staus und Pannen sind keine Seltenheit. Gerade zu den Hauptverkehrszeiten sind die Straßen oft überlastet. In den Ortszentren gibt es Taxis zur Genüge, mit denen ihr euch für geringes Geld vom Busbahnhof zur Unterkunft chauffieren lassen könnt.

Sicherheit auf Reisen

Man mag es kaum glauben, aber wir haben uns während der Reise kein einziges Mal unsicher gefühlt. Dennoch gibt es einige Dinge zu beachten: Im Vorfeld sollte man sich beim Auswärtigen Amt unbedingt nach aktuellen Reisewarnungen erkundigen. Einige Gebiete gilt es nämlich aufgrund anhaltender Guerilla- und paramilitärischer Besetzungen zu vermeiden. Die touristische Hauptroute sind hiervon jedoch selten betroffen. Zudem ist es ratsam, die Wertsachen direkt am Körper zu tragen und den Rucksack nie aus dem Auge zu verlieren. Bei Taxis solltet ihr auf deren Registrierung achten und sich den Taxiausweis des Fahrers zeigen lassen.

La comida columbiana – landestypische Gerichte

Essen kann man an jeder Straßenecke kaufen

Eine kolumbianische „bandeja“ besteht meist aus Reis, Bohnen, Rührei, gegrilltem Fleisch, Kochbananen, Avocado und einem Maisfladen. Auch Eintöpfe sind sehr beliebt. Gerade in den küstennahen Gebieten ist auch das Angebot an Fisch und Meeresfrüchten reichlich. An jeder Straßenecke gibt es „Tinto“ (schwarzen Kaffee), Früchte und Snacks für den Hunger zwischendurch: Würstchen, gegrillte Maisspieße und Empanadas (frittierte Teigtaschen gefüllt mit Reis und Hühnchen oder Kartoffeln und Rindfleisch). In manchen Regionen kann man zudem „Spezialitäten“ wie Meerschweinchen am Spieß oder geröstete Ameisen kosten – in diesen Genuss sind wir jedoch (zum Glück) nicht gekommen.

Meine Reisetipps für Kolumbien

Bogotá und Umgebung

Die Hauptstadt Bogotá auf 2640 Metern über dem Meer ist kein Schmuckstück, aber es gibt dennoch einige interessante Ecken zu entdecken. Ein Highlight war für mich der Besuch des Hausberges Monserrate. Hinauf gelangt man entweder auf steilem und schweißtreibendem Weg zu Fuß, oder man nimmt die Seilbahn. Oben angekommen empfängt euch ein grandioser Ausblick über die Dächer der Stadt, eine Wallfahrtskirche sowie einige Essensstände – Der Monserrate ist nämlich auch für die knapp acht Millionen Einwohner der Stadt ein beliebtes Ausflugsziel.

Vom Hausberg Monserrate aus genießt man den schönsten Blick über Bogotà

Auch das berühmte Museo del Oro, das Goldmuseum, solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Zudem ist ein Bummel durch das historische Viertel mit dem großen Plaza Bolívar, der imposanten Kathedrale und dem pompösen Präsidentenpalast ein Muss. Ausgehen kann man besonders gut in der Zona Rosa, zum Beispiel ins Andrés D.C. Dort gibt es leckere Steaks und man tanzt fröhlich durch die Nacht.

Eineinhalb Stunden von Bogotá entfernt liegt Zipaquirá mit der berühmten Catedrál de Sal – der unterirdischen Salzkathedrale. Bei mystischer Atmosphäre steigt man zwischen Kapellen, die den Leidensweg Christi darstellen, einen Tunnelweg hinab. „Was für ein Anblick“ dachten wir, als wir am Ziel angekommen waren: In lila Licht gehüllt strahlt das zwölf Meter hohe Kreuz auf das Kirchenschiff im Inneren des Berges.

Die Catédral de Sal ist ein mysthischer Ort

Auf der Weiterfahrt Richtung Norden solltet ihr einen Abstecher nach Villa de Leyva machen. Das kleine Kolonialdorf liegt idyllisch auf dem Land. Alle Straßen sind mit riesigen Steinen gepflastert, alle paar Meter  locken bunte Souvenirläden und verschiedenste Restaurants. Ein Glanzstück ist etwas außerhalb das Casa Terracota – eine skurrile Villa aus reinem Ton gebaut, die man besichtigen kann.

Die Casa Terracota ist das Glanzstück in Villa de Leyva

Outdoor-Fans freuen sich auf das Städtchen San Gil – ein Paradies für Rafting-, Paragliding- und Bungee-Begeisterte in strahlend grüner Naturkulisse. Von dort aus besucht ihr auch das authentische Kolonialdorf Barichara. Ein Spaziergang durch die kopfsteingepflasterten Gassen mit bunt bemalten Häusern und blühendem Baumschmuck lohnt sich.

Die Karibikküste im Norden

Nach einer zehnstündigen Nachtfahrt mit dem Bus kamen wir an der tropischen Karibikküste im Norden Kolumbiens an – ein heißes Vergnügen. Die Stadt Santa Marta erweist sich als ideale Ausgangslage für einen Besuch des Tayrona Nationalparks. Am besten bricht man früh morgens auf. So ist die Chance größer, Tiere wie Agutis und Kaimane zu Gesicht zu bekommen. Ab und zu sollte man den Kopf auch nach oben recken – wir konnten eine ganze Affenfamilie beim Schwingen durch die Bäume beobachten.

Die Cabo San Juan de la Guía: ein herrliches Postkartenmotiv

Vom Parkplatz des Haupteingangs bei El Zaino führen zunächst Holzplanken durch das Dickicht. Auf dem Weg begegnet man echten Tairona-Indianern, die leckere Kokosnüsse verkaufen. Am Meer angekommen, spaziert ihr am endlosen Sandstrand mit tosenden Wellen entlang bis zu einer türkisenen Badebucht. Die Erfrischung tut gut! Weiter geht es über Stock und Stein bis zum Cabo San Juan de la Guía. Vom Felsenkap hat man eine grandiose Aussicht über das Meer und den von Palmen umsäumten Badestrand. Was für ein herrliches Postkartenbild! Die schweißtreibende Anstrengung der vorigen Stunden ist nun vergessen.

Unser absolutes Highlight der Reise war die Küstenstadt Cartagena: so karibisch bunt und voller Lebensfreude! Bummelt durch die Gassen und beobachtet das Treiben bei einem kolumbianischen Kaffee. Im Café del Mar auf der alten Stadtmauer solltet ihr euch zum Sonnenuntergang einen Mojito gönnen.

Cartagena: die wohl karibischste Stadt Kolumbiens

Der Südwesten

Auf dem Weg in Richtig Süden legten wir nach 13 Stunden voller Serpentinen einen Zwischenstopp in Medellín ein. Über mehrere Kilometer zieht sich die Stadt mit ihren rot-braunen Häusern durch eine Talsohle. Bei einem Ausflug könnt ihr das Anwesen des einst gefürchteten Drogenbarons Pablo Escobar besichtigen.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter in die „Kaffeezone“. Das Dörfchen Salento erwies sich als echtes Schmuckstück. Wir besichtigten die Kaffeeplantage von Don Elias, der sich nicht zu fein war um uns höchstpersönlich in die Geheimnisse des kolumbianischen Kaffees einzuweihen – ein wahres Erlebnis!

Kaffee ist einer der wichtigsten Rohstoffe des südamerikanischen Staates

Außerdem genossen wir die tiefgrüne Landschaft bei einem Ausflug auf dem Rücken der Pferde. Ihr müsst kein erfahrener Reiter sein – die Guides erklären euch vorab, wie man das Pferd „steuert“. Im Cocora-Tal, einem Paradies für Wanderer, kann man die bis zu 60 Meter hohen Wachspalmen bestaunen und Kolibris beobachten.

Das Cocora-Tal ist ein Paradies für Wanderer
Kolibris sind im Cocora-Tal keine Seltenheit

Letzter Halt unserer Reise war San Agustín, bekannt als eine der bedeutendsten archäologischen Fundstätten des Kontinents. Im „Wald der Statuen“ besichtigt ihr die imposanten, aus Lavastein und Basalt gehauenen Monolithen. Sie stammen aus Zeiten der San-Agustín-Kultur zwischen 200 vor Christus und 800 nach Christus. Zudem führt der Rundweg durch mehrere Stationen mit gut erhaltenen Grabanlagen.

Die in Stein gehauenen Monolithen von San Augustin gehören zu den bedeutendsten Fundstücken des Landes

Mein Fazit der Reise

Entgegen aller Vorurteile hat mich Kolumbien mehr als positiv überrascht. Ich bin sehr froh, mir mein eigenes Bild über dieses faszinierende Land gemacht zu haben. Ein Bild voller wunderschöner, herzlicher und abenteuerreicher Erinnerungen.

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