Island – Ein Ritt über Feuer und Eis

09.01.2017

 

Mit erhobenem Kopf kämpft Embla gegen den Wind. Ihre Ohren sind aufmerksam nach vorne gerichtet, der Kopf stolz erhoben. Trotz des Eises und des Schnees ist ihr Schritt durch das rotbräunliche Lavagestein fest und entschlossen. So als wüsse sie, dass ich eben jene Sicherheit brauche, welche mir die von Berggeröll und Gletschern geprägte Landschaft nicht verspricht. So als müsse sie beweisen, dass Island trotz eisiger Oberfläche und kochend heißer Lava unter der Erde, warmherzig ist.

„Das nennen wir hier übrigens eine ordentliche Brise Wind", ruft mir Alexandra über ihre Schulter zu. Seit rund drei Monaten reitet die Deutsche mit Touristen über die Insel. Warum? „Weil ich Island schon als Kind faszinierend fand", sagt sie und grinst dabei über ihr von Kälte und Regen gerötetes Gesicht. Eigentlich wollte sie nur für kurze Zeit das Land knapp unter dem Polarkreis erkunden und sich zwischen Ausbildung und Studium eine Auszeit gönnen. Nun überlegt sie ganz hier zu bleiben.

Im Tölt durch Islands Vulkanlandschaften

Hinter einer Biegung bleibt meine Gruppe stehen. Kurze Zeit später reiten wir weiter - in zwei Gruppen getrennt. Die Anfänger ganz langsam auf dem rechten Weg. Die Fortgeschrittenen auf dem linken - nicht ganz so langsam. Mit ihnen auch Embla und ich.

Sobald die andere Gruppe außer Sichtweite ist, fällt mein brauner Isländer in die nächste Gangart. Ob es Tölt ist, die nur vererbbare Schrittfolge ähnlich des Trabes, kann ich noch nicht erkennen. Noch nicht. Denn bereits nach einer kurzen Gewöhnungsphase fällt es mir nicht mehr schwer, mit Schenkeldruck und leichter Gewichtsverlagerung das Kommando für die Spezialgangart zu geben.

Fast mühelos sitze ich auf Emblas kurzem Rücken, schaue über ihre zottelige Mähne auf die raue Vulkanlandschaft und spürte ihren warmen Atem im Gesicht.

Sicheren Schrittes über Islands Eis

 

Ein von Kaitlyn (@kaitlyn711) gepostetes Foto am

Mit jedem Schritt beginne ich mich mehr zu entspannen. Das harte Gestein unter den Pferdehufen wirkt weniger bedrohlich. Meine unter der Reitkappe hervor lugenden Ohren, fühlen sich weniger kalt an. Job und Alltagssorgen sind vergessen - vom feuchten Nordwind weggeweht.

Zurück im Stall sattel ich mein Pferde ab, befreie Embla von ihrer Trense und schauen zu, wie sie auf die zugefrorene Weide trottet. Weiter hinten spielen bereits zwei schwarze Island-Pferde miteinander, werfen ihre Köpfe hoch und beißen sich spielerisch in den Nacken. Hart und doch sanft zugleich – so wie Isländer eben sind.

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