Formentera – die kleine, ruhige Schwesterinsel von Ibiza

Das kleine Ausflugsboot schipperte eine Dreiviertelstunde gemütlich vom Hafen in Ibiza-Stadt zwölf Seemeilen südwärts zum Hafenort La Savina auf Formentera. Ich genoss die frische Brise der Bootsfahrt im Hochsommer und den Ausblick aufs Mittelmeer. Mein Tagesausflug begann vielversprechend.
Auf Formentera angekommen hetzten die meisten Ausflugsgäste zum Auto- oder Motorroller-Verleih, um die Insel in wenigen Stunden abzufahren. Ich mietete mir ein Fahrrad und radelte vorbei an den Salinen und durch die naturgeschützten Dünen zum meistfrequentierten Strand Platja de ses Illetes. Nach einem kurzen Spaziergang, vorbei an Massen von Motorrollern und über einen Holzbohlenweg, erblickt man den Traumstrand aus strahlendweißem bis leicht rosa Sand und das türkisblaue Meer. Es gibt zwar ein Restaurant und Wassersportmöglichkeiten, aber nicht die andernorts üblichen endlosen Reihen von mietbaren Liegen und Sonnenschirmen. Die meisten Besucher breiten dort einfach ihr Handtuch aus und genießen das karibisch anmutende Strandparadies.

Seit diesem Tagesausflug ließ mich die Insel in Gedanken nicht mehr los, zumal mir empfohlen wurde, die Insel unbedingt in der Vor- oder Nachsaison zu besuchen, um das oftmals als das „letzte Paradies im Mittelmeer“ bezeichnete Eiland fernab des hochsommerlichen Touristentrubels zu entdecken.
Die Insel bleibe außerhalb der Hochsaison, in der hauptsächlich Italiener hier urlauben, weitgehend vom Massentourismus verschont. Dies liege auch daran, dass es keinen Flughafen gibt. So war es überall zu lesen. Für den folgenden Frühling plante ich deshalb eine mehrtägige Auszeit zum Abschalten und um dem Rummel des Alltags und der Stadt zu entkommen.
Die Anreise
Ich flog von München nach Ibiza. Vom Flughafen erreicht man per Taxi oder Linienbus den Hafen von Eivissa (Ibiza-Stadt). Von dort setzt man mit der Fähre über nach Formentera. Je nach Ankunfts- oder Abflugzeit empfehle ich eine Zwischenübernachtung in Ibiza-Stadt, da die letzte Fähre nach Formentera täglich gegen 20 Uhr ablegt. Nach der Ankunft in La Savina erreichte ich mein Hotel in Es Pujols mit dem Bus. Es Pujols ist das lebendige Ferienzentrum der Insel mit zahlreichen Geschäften, Restaurants, Bars und Pubs, die an der hübschen Strandpromenade und in den Nebenstraßen liegen. 
Das Hotel
Das kleine, familiengeführte Drei-Sterne-Hotel Sa Volta ist von der Bushaltestelle in wenigen Schritten zu Fuß erreichbar. In meinem geschmackvoll und hell eingerichteten Zimmer fühlte ich mich sofort wohl. Die ruhigsten Zimmer gibt es im dritten Stock. Das Highlight des Hauses ist die schön gestaltete Dachterrasse mit Swimmingpool, Sonnenliegen und einem spektakulären Ausblick zum nahegelegenen Strand Platja d’es Pujols. An der Rezeption erhielt ich hilfreiche Ausflugstipps und zudem täglich frische Handtücher für den Strand und den Pool.
Ausflüge per Fahrrad
Um den entschleunigten Kurs meiner Reise fortzusetzen, mietete ich mir für die nächsten Tage ein Fahrrad, um die im Frühjahr wenig von Autos befahrene Insel per Velo zu erkunden.
Ich radelte an der kilometerlang geraden Schnellstraße in Richtung Osten und machte Zwischenstopps an den links und rechts meiner Route gelegenen Stränden. Über einen felsigen Pfad schob ich mein Fahrrad auf die Hochebene La Mola, die mit 192 Metern höchste Erhebung der Insel. Dort oben hatte ich einen traumhaften Ausblick über die Nord- und Südküste der Insel. Eine Serpentinenstraße führte mich weiter bis zum Punta de sa Ruda mit dem Leuchtturm La Mola vor der östlichen Steilküste. Auf dem Rückweg streifte ich im Örtchen El Pilar de la Mola durch die netten Läden und den bekannten Hippie-Markt mit allerlei Kunsthandwerk, Kleidung und Live-Musik.

Weitere Ausflüge führten mich über den Inselhauptort Sant Francesc de Javier zum südlichsten Punkt, dem Cap de Barberia mit dem gleichnamigen Leuchtturm. Ich beobachtete an der steilen Felsenküste sitzend die Vögel, zum Beispiel Möwen und Balearen-Sturmtaucher, die hier nisten und nach Nahrung suchen.
Zu den strahlendweißen, flach abfallenden Stränden mit glasklarem Wasser im Osten - Platja de ses Illetes und Platja de Llevant - radelte ich über den Cami de Sa Pujada durch das Naturschutzgebiet entlang des Binnensees Estany Pudent.
Nachtleben
Legendäre Strandbars, die es seit der Hippiezeit gibt, sind die „Blue Bar“ und das „Pirata Bus“ an der Platja de Migjorn sowie die „Fonda Pepe“, eine unscheinbare Bar in San Ferran de ses Roques, in der schon Bob Dylan, die Rolling Stones und Pink Floyd wilde Partys feierten.
Wehmütig verließ ich nach fünf Tagen Formentera, welches eine kleine Welt für sich ist. Ich werde sicher wiederkommen.