Alles andere als Mainstream – die neuen Reiseziele

London, Paris, Barcelona: es gibt Orte, die stehen unangefochten auf Platz eins für einen Kurztrip. Hier gibt es bekannte Sehenswürdigkeiten, alles ist auf Touristen ausgelegt, man wandelt quasi auf ausgetretenen Pfaden. Das kann ganz bequem sein. Aber manchmal auch wenig spannend. Außerdem: überall diese Touristenströme, lange Schlangen vor den berühmten Sehenswürdigkeiten. Einen Ort entdecken, den noch kein anderer gesehen hat? Fast unmöglich.

Es gibt aber auch Reiseziele, die fast noch ein Geheimtipp sind. Orte, die man noch wirklich entdecken kann, wo man Pionier sein kann. Orte, die das Zeug dazu haben, die neuen Trendreiseziele zu werden. Wir stellen euch unsere Geheimtipps vor. Aber psst... nicht weiter sagen!

Bristol, England

Bristol im Südwesten Englands ist die Stadt der Brücken, Heißluftballons und Schiffe. Bekannt ist die Stadt auch durch Bansky, den Street-Art-Künstler. Ihr wisst schon: der Typ, der dafür gefeiert wird, dass er Graffitis an Häuserwände sprüht. Bristol selbst ist eigentlich eine typisch englische Hafenstadt. Es weht immer eine etwas kühle Brise durch die Stadt, Pubs finden sich an jeder Ecke. Reisende auf der Suche nach Kulturellem werden hier auch fündig: die Stadt ist Schauplatz des jährlich im Juli stattfinden Shakespeare-Festivals, dem größten seiner Art in ganz Britannien. Was ihr auf keinen Fall verpassen dürft ist ein Trip ins Hinterland. Saftige, grüne Hügel ragen hinter der Stadt auf, Heimat vieler Schafherden und Schauplatz diverser Rosamunde-Pilcher-Filme. Klischeehaft, aber trotzdem einfach nur schön.

Karlstadt, Schweden

Die Hauptstadt der Provinz Värmlands gilt als die sonnigste Stadt Schwedens. Den Bewohnern wird auch ein besonders sonniges Gemüt nachgesagt. Eine Kellnerin Ende des 18. Jahrhunderts soll sogar so fröhlich gewesen sein, dass man ihr ein eigenes Standbild gewidmet hat. Sehr sympathisch. Karlstadt ist bekannt für seine Großzügigkeit. Hier ist alles etwas üppiger angelegt, als man es gewohnt ist: die Gehwege sind breiter, die Parks größer. Außerdem gibt es hier eine Vielzahl an Badestränden. Absolut empfehlenswert ist ein Ausflug in die Schären. Dorthin kommt man entweder mit dem Auto oder einem der Bootstaxis.

Rotterdam, Niederlande

Die Stadt an der Maas macht Amsterdam mittlerweile mächtig Konkurrenz. Kenner nenne sie liebevoll "das Manhattan an der Maas". Lange als hässlichste Stadt Niederlands verschrien, verpasst sie sich nun selbst ein Make-over. Wo vor Jahren noch Plattenbauten standen, ragen jetzt Hochhäuser in den Himmel - eines moderner als das andere. Aber nicht nur in Beton wird investiert: Kultur-und Grünanlagen schießen wie Pilze aus dem Boden. Dazu der größte Tiefseehafen der Welt – für eine Stadt mit gerade mal etwas mehr als 600 000 Einwohnern nicht schlecht.  Vor allem bei jungen Holländern ist Rotterdam schon lange kein Geheimtipp mehr. Sie zieht es hierher, weil es kaum irgendwo in den Niederlanden gerade hipper ist. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Rotterdam seinen Status als Insidertipp verliert.

Norrköping, Schweden

Norrköping ist eine kleine, verschlafene Stadt in Südschweden in der Provinz Östergötland. Typisch für schwedische Städte ist auch diese durchzogen von vielen kleinen und größeren Kanälen. Dem Wasser verdankt die Stadt auch seinen Aufstieg. Fast 400 Jahre lang war sie das Zentrum der schwedischen Textilindustrie. Das spiegelt sich auch in der kulturellen Landschaft der Stadt wieder. Der ganze Stolz der Provinzstadt ist das Museum der Arbeit. Wer Action und Trubel sucht, ist hier falsch aufgehoben. Norrköping ist eher was für Leute, die das Wasser lieben, die Ruhe suchen und Schweden gerne von seiner ursprünglichen Seite kennen lernen wollen.

Brünn, Tschechien

Die zweitgrößte Stadt in Tschechien tritt langsam aus dem Schatten ihrer übermächtigen Schwester Prag. Die "goldene Stadt" ist zwar immer noch beliebtestes Ziel für Touristen, aber Brünn holt auf. In Sachen Sehenswürdigkeiten steht sie ihr jedenfalls in nichts nach. Hoch über der Stadt thront die Burg Spilberk, einst das grausamste Gefängnis Europas – so sagt eine Legende. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt: die Kathedrale St. Peter und Paul auf dem Petersberg. Auch um sie ranken sich viele Mythen. Die Innenstadt Brünns ist geprägt von prachtvollen Bauten aus der Renaissance und dem Barock. Aufgrund der Fülle an Kultur gepaart mit einer Portion Verschlafenheit (noch), ist Brünn übrigens auch sehr beliebt bei der jungen Generation. Mittlerweile gilt die Stadt als Hotspot für Studenten, Nachtschwärmer und Kulturbegeisterte.

Jönköping, Schweden

Tiefe Wälder, zahlreiche Seen und noch mehr Elche: die Region Smaland entspricht so ziemlich dem Klischee, das man so von Schweden hat. Mitten in dieser Idylle liegt Jönköping. Mit über 120 000 Einwohnern zählt die Stadt zu den größten Schwedens. Gelegen ist sie an der südlichen Spitze des Vättel, dem zweitgrößten See im Pipi-Langstrumpf-Land. Ihm hat Jönköping auch seinen zauberhaften Sandstrand zu verdanken, im Sommer Treffpunkt vieler Erholungssuchender. Berühmt wurde die Stadt einst durch ihre Zündholzproduktion. Deshalb gibt es hier auch das einzige Streichholzmuseum der Welt. Ein absoluter Geheimtipp und Muss für jeden Märchenliebhaber ist das John Bauer Museum. Die Trolls des Schwedischen Illustrators sind weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt.

Bergamo, Italien

Die italienische Region Lombardei ist oft Schauplatz von Hollywood-Produktionen. James Bond schrottete hier schon zahlreiche Luxuskarossen. Und auch Star Wars wurde zum Teil hier gedreht. Aber nicht nur Hollywood ist Fan der Provinz. Auch immer mehr Touristen zieht es hierher. Vor allem all diejenigen, die nicht nur am Gardasee, Comer See und Mailand urlauben wollen, aber sich die Option offen halten wollen, dorthin einen Abstecher zu machen. Hauptstadt der Region ist Bergamo (Bild oben). Die historische Altstadt liegt malerisch auf einem Hügel - und ist sogar autofreie Zone. Perfekt zum schlendern, shoppen, sightseeen. Auch sonst lässt Bergamo nichts vermissen, was man von einer italienischen Stadt erwartet. Das Wetter ist (meistens) schön, die Bauwerke beeindruckend, das Lebensgefühl ungezwungen. Der perfekte Ort also für alle, die Italien lieben - aber nicht die Touristenströme.